Schutz von Gestaltungsgrün bei Gartenbauprojekten

Schutz von Gestaltungsgrün bei Gartenbauprojekten

In Gartenbau gewinnt der Schutz und die Gestaltung von Grünflächen zunehmend an Bedeutung. Etwa 17 Millionen Privatgärten bedecken fast 2 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands und spielen damit eine nicht zu unterschätzende Rolle beim Gesamtklima.

Bäume, Sträucher und andere Pflanzen verschönern nicht nur unsere Städte und Dörfer, sondern spenden Schatten, verbessern die Luftqualität, verringern die Lärmbelästigung und schaffen Lebensräume für Wildtiere.

Die Herausforderung bei der Integration von Gestaltungsgrün in Gartenbauprojekten liegt darin, einen Ausgleich zwischen der baulichen Entwicklung und der Erhaltung natürlicher Ressourcen zu finden.

Innerhalb meiner Tätigkeit als Gutachter und Baubegleiter habe ich zahlreiche Fälle erlebt, in denen der Schutz und die Erhaltung von Grünanlagen übersehen oder nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Wie auch bei anderen Fachthemen innerhalb der Baubegleitung ist deshalb Expertenwissen gefragt, um erhebliche Beeinträchtigungen der Gesamtästhetik und Funktionalität des Projekts, sowie unnötige Kosten für Ersatz oder Sanierung zu vermeiden.

Im Folgenden möchte ich einen kleinen Überblick zu nachhaltige Praktiken und Strategien geben, die zum Schutz von Grünanlagen in Gartenbauprojekten eingesetzt werden können.

Grundlagen des Gestaltungsgrüns

Gestaltungsgrün umfasst Elemente wie Bäume, Sträucher, Wiesen und andere Pflanzengemeinschaften, die gezielt für die Gestaltung und Verbesserung des Lebensumfeldes eingesetzt werden.

In diesem Zusammenhang sind folgende Themen relevant:

Ästhetik: Ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung von Grünanlagen ist ihr Beitrag zur Gesamtästhetik einer Landschaft. Bäume und Sträucher können Blickpunkte schaffen, Textur und Farbe hinzufügen und die visuelle Attraktivität eines Bereichs verbessern. 

Nutzerbedürfnisse: Bei der Gestaltung von Grünanlagen geht es natuerlich um Bedürfnisse und Vorlieben der Nutzer. Außerdem ist es wichtig, die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von Grünflächen für Menschen mit Behinderungen zu berücksichtigen, um Inklusion zu gewährleisten. 

Rechtliche Aspekte: Nach §§ 93, 94 BGB gelten Pflanzen und Bäume als wesentliche Bestandteile eines Grundstücks, was ihre rechtliche Behandlung beeinflusst. Sie dürfen nicht eigenständig beschädigt werden, da Schäden an ihnen als Schäden am Grundstück angesehen werden.

Ökologische Bedeutung und Klimaresilienz: Gestaltungsgrün trägt zur Luftfilterung, Temperaturregulierung (zB. Minderung von Hitzeinseln) und Biodiversität bei. Diese Ökosystemdienstleistungen sind essentiell für die Lebensqualität sowie für das lokale Klima.

Wertermittlung: Die Bestimmung des Wertes von Gestaltungsgrün ist für Versicherungsfälle, bei Schäden und im Rahmen von Grundstücksverkäufen relevant. Dazu gehören sowohl der ideelle Wert als auch der monetäre Wert als Grundstücksbestandteil.

Pflege und Erhaltung: Eine realistische Einschätzung und Planung des Pflegebedarfs ist essentiell, um langfristig die Vitalität des Gartenbauprojekts zu gewährleisten. Fachwissen in der Pflanzenkunde und im Gartenbau sind daher unerlässlich. 

Planung und Konzepterstellung

Einer der ersten Schritte zum Schutz von Grünanlagen bei Gartenbauprojekten ist eine umfassende Planungs- und Konzeptentwicklungsphase. Dazu gehört eine gründliche Recherche zu Faktoren wie Sonneneinstrahlung, Bodenbeschaffenheit, Wasserbedarf und potenzielle Gefahren oder Bedrohungen für die Begrünung.

Ein gut durchdachter Gestaltungsplan berücksichtigt ausserdem die Gesamtästhetik und Funktionalität des Projekts. Dazu gehören Überlegungen wie angemessene Abstände zwischen den Pflanzen, eine geeignete Auswahl von Pflanzenarten auf der Grundlage ihrer Kompatibilität und ihrer Fähigkeit, in der gegebenen Umgebung zu gedeihen, sowie die Einbeziehung von Elementen, die die Artenvielfalt und die Schaffung von Lebensräumen fördern.

Schutz während der Bauarbeiten

Während der Bauphase sollten temporäre Zäune oder Barrieren errichtet werden, um Bäume und andere gefährdete Bereiche vor Schäden durch schwere Maschinen oder Baumaterialien zu schützen.

Die Bauarbeiter sollten auch über die Bedeutung des Schutzes von Grünflächen aufgeklärt werden und Leitlinien erhalten, wie sie sich in diesen Bereichen bewegen können, ohne Schaden anzurichten. Dazu können ausgewiesene Wege und Beschränkungen für bestimmte Tätigkeiten in unmittelbarer Nähe von Grünflächen gehören.

Außerdem sollte eine Person oder ein Team benannt werden, die bzw. das für die Überwachung des Schutzes der Grünanlagen während der Bauarbeiten verantwortlich ist. Dazu gehören regelmäßige Inspektionen, um sicherzustellen, dass die Schutzmaßnahmen vorhanden sind und eingehalten werden.

Umweltschutz

Die Umweltschutzgesetze spielen eine zentrale Rolle beim Schutz von Gestaltungsgrün. Auf Bundesebene ist insbesondere das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) zu erwähnen, welches den Umgang mit Pflanzen außerhalb des Waldes regelt. §§ 39 BNatSchG spezifizieren das Verbot, Bäume und Sträucher während der Vegetationsperiode zu fällen, um die heimische Flora und Fauna zu schützen.

Nachhaltiges Material und Pflanzenauswahl zum Schutz und zur Gestaltung von Grünanlagen

Umweltfreundliche und nachhaltige Materialien sollten bevorzugt werden, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.

Anstelle von Plastik oder biologisch nicht abbaubaren Materialien für temporäre Zäune oder Barrieren können beispielsweise natürliche Materialien wie Bambus oder Holz verwendet werden. Diese Materialien sind erneuerbar und haben im Vergleich zu synthetischen Alternativen einen geringeren CO2-Fußabdruck.

Ähnlich verhält es sich bei der Auswahl von Materialien für Wege oder Stege . Die Verwendung von durchlässigen Materialien wie Kies oder durchlässigen Pflastersteinen kann dazu beitragen, den Abfluss von Regenwasser zu verringern und eine natürliche Versickerung des Wassers im Boden zu ermöglichen, was der Gesundheit von Pflanzen und Bäumen zugute kommt.

Pflanzenauswahl und Biodiversität

Die Auswahl der Pflanzen basiert auf standortgerechten Arten, die in das lokale Klima und die Bodenverhältnisse passen. Widerstandsfähige Arten verringern den Pflegeaufwand und erhöhen die Nachhaltigkeit des Projekts. Zu beachten ist ebenfalls die Wachstumsgeschwindigkeit und -größe, die harmonisch aufeinander abgestimmt sein sollten, um spätere Konflikte zu vermeiden.

Biodiversität im Gartenbau umfasst die Vielfalt an Pflanzen, Insekten und Mikroorganismen. Diese Vielfalt zu fördern bedeutet, heimische Arten zu pflanzen, die natürliche Lebensräume für lokale Insekten und Tiere bieten. Beispiele sind das Anlegen von Wildblumenwiesen und die Verwendung von samenfesten Pflanzen.

Klimaanpassung

Im Rahmen der Klimaanpassung gilt es, Gartenprojekte so zu gestalten, dass sie extremer Wetterbedingungen wie Hitze und Starkregen trotzen können. Maßnahmen hierfür sind die Schaffung von Schattenplätzen durch Bäume, der Einsatz von wasserdurchlässigen Bodenbelägen oder die Einrichtung von Regenwassersammelsystemen.

Ressourceneffizienz

Ressourceneffizienz bezieht sich auf die Minimierung von Wasserverbrauch, die Verwendung von kompostierbaren Materialien und den sparsamen Einsatz von Düngemitteln. Sie beinhaltet auch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen, wie etwa Solarlampen für die Gartenbeleuchtung, und das Recyceln von Pflanzgefäßen.

Boden und Substrate

Für die Gesundheit der Pflanzen ist ein qualitativ hochwertiges Substrat vonnöten. Die Zusammensetzung sollte folgende Eigenschaften aufweisen:

  • Drainagefähigkeit: Um Staunässe und damit Wurzelrot zu vermeiden.
  • Nährstoffgehalt: Angepasst an die spezifischen Bedürfnisse der Pflanzen.
  • pH-Wert: Sollte den Anforderungen der ausgewählten Pflanzenarten entsprechen.

Je nach Bedarf können Zusätze wie Kompost oder Sand beigemengt werden, um die Eigenschaften des Bodens zu optimieren.

Bewässerungssysteme

Ein effizientes Bewässerungssystem ist essenziell, um den Wasserbedarf der Pflanzen genau zu decken und Wasserverschwendung zu verhindern. Tropfbewässerungssysteme sind hier oft eine ressourcenschonende Lösung. Die Wahl des Systems hängt von der Größe des Projekts, dem Budget und den spezifischen Anforderungen der Pflanzen ab. Sensorgesteuerte Systeme können dazu beitragen, die Bewässerung im Einklang mit den Wetterbedingungen zu steuern.

Umsetzungsstrategien

Auch beim Schutz und der Gestaltung von Grünflächen im Gartenbau kommen bewehrte, baubegleitende Strategien zum Einsatz. Hier ein paar Beispiele:

Projektmanagement

Effektives Projektmanagement beinhaltet die präzise Planung und Überwachung aller Phasen im Gartenbau. Die Verwendung etablierter Methoden und Werkzeuge, wie Gantt-Diagramme oder Lean-Management-Techniken, ermöglicht es, Zeitpläne einzuhalten und Ressourcen effizient zu nutzen. Ebenso ist es wichtig, klare Ziele zu setzen und den Fortschritt regelmäßig zu bewerten.

Qualitätskontrolle

Qualitätskontrolle sichert die Einhaltung von Standards und Richtlinien bei Gartenbauprojekten. Wichtige Kontrollpunkte umfassen die Überprüfung des Pflanzenmaterials auf Gesundheit und Qualität sowie die Einhaltung von Pflanzenschutzrichtlinien. 

Pflegeplanung

Eine umfassende Pflegeplanung berücksichtigt die langfristige Erhaltung des Gestaltungsgrüns. Hier werden regelmäßige Pflegemaßnahmen wie Düngung, Schnitt und Bewässerung, basierend auf den spezifischen Anforderungen des Grüns, festgelegt. Die Pflegeplanung ist ein dynamischer Prozess, der sich an ändernde klimatische Bedingungen und die Entwicklung der Pflanzen anpasst.

Fazit:

Der Schutz und die Gestaltung von Grünflächen im Gartenbau kann wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität und des Umweltschutzes beitragen. Die Herausforderungen in diesem Bereich erfordern ein ausgewogenes Zusammenspiel von Fachwissen, nachhaltigen Praktiken und effektivem Projektmanagement.

Durch die richtige Planung und Pflege von Grünanlagen können wir nicht nur unsere Städte ästhetisch bereichern, sondern auch wichtige ökologische und soziale Funktionen erfüllen.

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Andreas Bucher

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